Der große Mann ist verwirrt

Gestern waren wir eine Gassirunde machen. Wir, der große Mann und ich, gingen los, kurz nachdem er nach Hause kam. Tagsüber war ich im Garten oder beim kleinen Mann in der Wohnung.

Wir spazierten also unsere Straße entlang. So wie immer. Hört der große Mann dann endlich mal das eine oder andere Auto kommen, ruft er mich zu sich. „Hier“ oder „Fuß“, seine beliebten Kommandos. Ist das Auto weg, darf ich wieder so laufen, wie ich mag. Okay, nicht immer. Mal muss ich mich auf die Straße setzen oder neben ihn herlaufen. Bei Fuß halt.

Diesmal lief er sogar recht schnell, was er sonst nicht macht. Mir egal, endlich kann ich nach Herzenslust Schnüffeln oder mein Revier markieren. Der große Mann nervte nicht.

Wir kamen an den einen Hof vorbei, wo mich immer ein Hund oder Katze erschreckt. Da war diesmal nichts los. Der große Mann meinte natürlich gleich wieder: „Schnitzel, hier!“


Dann kamen wir zu dem Garten, wo mich schon oft ein Hund durch sein Bellen erschreckt hat. Da lässt mich der große Mann immer laufen und sagt gar nichts. Ich glaube der macht sich einen Spaß daraus, wenn ich vor Schreck wieder zu ihm zurück laufe.

Diesmal war da die Straße zu Ende. Kein Durchkommen für Hund oder Mensch. Der große Mann drehte sich um und ging wieder zurück. Er sagte nichts. Ich also hinterher. An dem Hof mit Hund und Katz vorbei und das Ganze wieder bei Fuß usw.

Mitten auf der Straße, ich passte einen Moment nicht auf, war der große Mann weg. Einfach verschwunden. Okay, bestimmt steht er hinter dem großen Baum und lacht sich einen Ast. Ich machte mal so, als ob ich ihn suche, damit er sich freuen kann, wenn ich ihn finde. Ich am Baum, um den Baum herum, kein großer Mann zu sehen. Großer Mann weg! Noch einmal um den Baum herum. Bei einem anderen Baum geschaut. Nichts.

Ich stehe da etwas irritiert und auf einmal höre ich den Pfiff vom großen Mann. Da steht der doch tatsächlich auf der grünen Wiese auf der anderen Seite von der Straße. Wie ist der da hingekommen? Der große Mann springt doch nie über den Straßengraben. Er marschiert los. Ich natürlich hinterher. Die Wiese war ziemlich nass und ich musste aufpassen, dass ich mit meinen Pfoten nicht versinke.

Zu Beginn war der große Mann noch schnell unterwegs. Dann wurde er langsamer und murmelte vor sich hin. Da machte es patsch und er steckt mit seinen beiden Füßen voll im Wasser und in der Matsche drin. Hätte ich ihm gleich sagen können, schließlich bin ich vorher schon etwas schneller über das Wasser gewetzt. Da Hund musste aufpassen, dass er nicht versinkt.

Der große Mann sagte das andere Wort für Kacka und meinte dabei gar nicht meine eigne Darmtätigkeit. Nun konnte ich ihn immer hören, ich musste nicht mehr nach ihn schaun. Seine Füße schmatzen beim gehen in seinen Schuhen.

Wie kann er auch einfach über diese Wiese laufen, die gar keine ist? Matsche, Wasser und ein total komischer Untergrund. Da sind wir noch nie lang gelaufen. Da kommen nicht mal andere Hunde vorbei.

Den Rest des Weges musste ich dann immer wieder „Sitz“ oder „Platz“ machen und durfte erst auf Kommando weiterlaufen. Tolles Spiel, wenn es dafür auch ein Leckerli gibt. Nur die, hatte der große Mann auch mal wieder nicht dabei.
Zu Hause angekommen musste ich wieder in den Garten und ich hörte als er mit dem kleinen Mann wegfuhr.

Ganz spät, als es wieder Dunkel war, kamen die Beiden mich aus dem Garten holen. Der große Mann sagte nichts anderes als: „Schnitzel, nach oben.“ Das war seine ganze Begrüßung.

Manchmal ist der große Mann schon bisschen komisch. Oder?